Archeology of Body Histories
“Wenn ich diese Erfahrung nicht im Detail erzähle, trage ich dazu bei, die Lebenswirklichkeit von
Frauen zu verschleiern und mache mich zur Komplizin der männlichen Herrschaft über die Welt.”
(Annie Erneaux: Das Ereignis)
Wir sind umgeben von Körperbildern.
Ständig betrachten wir uns selbst und andere Körper im Spiegel, in der Handykamera, auf Social Media. Ständig werden wir mit Bildern von Körpern konfrontiert: Mit Körperbildern, die wir von uns haben, die wir denken haben zu müssen, die die Gesellschaft von uns hat.
Was bedeutet es, einen weiblich gelesenen Körper in einer patriarchalen, kapitalistischen Gesellschaft zu haben? Wer oder was wirkt auf ihn ein? Wie erleben FLINTA* unterschiedlichen Alters ihren Körper? Wie verändert altern unser Körperbild? Wie lebe ich in und mit meinem Körper in dieser Welt?
Mein Bedürfnis sich mit diesen Fragen künstlerisch auseinanderzusetzen, kann als Reaktion auf unsere Zeit verstanden werden und ist eng verwoben mit weltweiten Protestbewegungen gegen die patriarchale Unterdrückung weiblich-gelesener und queerer Körper.
ARCHEOLOGY OF BODY HISTORIES erzählt Körpergeschichten aus unterschiedlichen weiblichen und queeren Perspektiven: Stimme, Sound, Text, Bewegung und Bild verweben sich zu einem Aufführungsformat an der Schwelle von Performance, Rauminstallation, Hörspiel und partizipativem Workshop.
2024
Rechercheförderung Künstlerische Recherche zu Körpergeschichten
Saarländisches Ministerium für Bildung und Kultur, April bis Dezember 2024
„Das Ungesagte spricht ebenso laut, wie das Gesagte.“ (Siri Hustvedt: Mütter, Väter und Täter)
Die aktuelle Recherche beginnt bei mir selbst und meinem Körper und erweitert meine Perspektive um Stimmen anderer FLINTA* im Alter von Anfang 18 bis 90 Jahren. Es sind Körpergeschichten aus mehreren Generationen zu hören, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf Körperbilder biografisch erzählen. Generationsübergreifende Themen, die sich durch die Gespräche ziehen sind Schweigen, Scham und Schmerz: Emotionen, Erfahrungen, Erlebnisse finden unausgesprochen ihren Weg durch unsere Körper und manifestieren sich generationsübergreifend in Verhaltensweisen, Denkstrukturen und Sehgewohnheiten.
Inspiriert von archäologischen Methoden, widme ich mich derzeit einer künstlerischen Ausgrabung, die Schicht für Schicht freilegt und stereotype Körper- und Schönheitskonzepte, Narrative, sozial Konstruiertes, das Verborgene, das Unbekannte, die Auslöschungen oder die nicht erzählten Körpergeschichten offenlegt sowie dekonstruiert: Welche Leerstellen habe ich erfahren? Was wurde geglättet, entfernt, standardisiert? Was möchte ich mir (wieder) aneignen oder zurück holen? Wer bin ich bevor ich gelernt habe mich zu schämen? Was wird verschwiegen, nicht erzählt, erfunden oder immer wieder neu erzählt? Welche Geschichten möchten oder müssen wir für uns erfinden? Was haben wir geerbt? Und was machen wir mit diesem Erbe?
2024
Internationale Maifestspiele 2024